24.12.2008, 18:05 Uhr

Die Altenrather Tongrube

Kaum ein Landschaftsteil wurde so stark und so oft beeinträchtigt wie dieser.

Kaum ein Landschaftsteil wurde so stark und so oft beeinträchtigt wie dieser.
Von 1968 bis 1982 wurde hier inmitten des Naturschutzgebiets und des Truppenübungsplatzes, auf der Grundlage eines Vertrages zwischen einem Siegburger Tiefbauunternehmer und dem Bundesforstamt, kommerzieller Tonabbau betrieben - in einer bis dahin nicht gekannten Größenordnung. Das Roonhügelmoor wurde so vollständig zerstört.


Auch aufgrund massiver Bürgerproteste - allein in Troisdorf wurden 10 000 Unterschriften gegen den Abbau gesammelt, die Aktionsgemeinschaft Naturpark Wahner Heide, ein Vorläufer des Bündnis Heideterrasse unter Leitung des damaligen RBN-Vorsitzenden Joef Meegers besetzte den Tongrubenteich und verhinderte so seine Verschüttung - wurde der illegale Betrieb eingestellt.


Am Stamm zeichnet der Ton den höchsten Wasserstand an den Erdkaulen des 17. Jht. ab
Am Stamm zeichnet der Ton den höchsten Wasserstand an den Erdkaulen des 17. Jht. ab
© H.Sticht
Doch damit war es noch nicht getan. Seltene Arten hatten die Grube mit ihren Ton- und Sandböden schnell wieder erobert. So zerstörten die nachfolgende Verkippung mit Bauschutt und die Rekultivierung mit standortfremden Gehölzen unter anderem die Brutkolonie der Uferschwalbe (Riparia riparia) und das Massenvorkommen des extrem gefährdeten Fadenenzians (Cicendia filiformis). Wenigstens der Teich, der sich auf der verbliebenen Tonschicht gebildet hatte, konnte wie oben beschrieben bewahrt werden. Doch dieser Teich zog fortan immer mehr Badelustige an, und damit eine Konkurrenz zu den hier inzwischen siedelnden seltenen Wasservogelarten. Daher wurden Verbotsschilder aufgestellt und der Teich mit einem provisorischen Absperrungsdraht umgeben - mit geringem Erfolg. Denn selbst mitten in der Brutzeit missbrauchte die Kreisjägerschaft - für jeden Wahner-Heide-Besucher sichtbar - den Teich bis zuletzt zur Jagdhundeausbildung.


Trotz der vielen negativen Einflüsse sind hier auch heute noch und wieder mehrere typische und gefährdete Vogel-, Insekten- und Pflanzenarten zu finden.

Der Abbau und die Verwertung des tertiären Tons haben in der Wahner Heide eine lange Geschichte.
Im 17. Jahrhundert stellten die Altenrather Kannenbäcker hochwertige Töpferwaren aus den 20 bis 25 Mio. Jahre alten Meeresablagerungen her. Sie besaßen nördlich von Altenrath zahlreiche kleine "Erdkaulen".

Von 1878 bis 1914 baute die Ludwigshütte bei Altenrath-Schauenberg Tone und Sande ab und fertigte feuerfeste Steine.

Die Tongrube ist über die Hühnerbruch-Tour gut erreichbar.