24.07.2009, 17:36 Uhr

Vögel in der Wahner Heide

101 Vogelarten brüteten 2005 in der Wahner Heide. Etwa ein Drittel davon steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Seit 1987 untersucht die Ornithologische Kartierergemeinschaft Wahner Heide, ein aus 12 Leuten bestehender Arbeitskreis der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft, das Gebiet jedes Jahr systematisch. Die Daten dienen als Grundlage bei gebietsbezogenen Planungen und werden auch von der Landesanstalt für Ökologie verwandt.

Zusätzlich zu den hier brütenden Arten ist eine beachtliche Zahl von Durchzüglern und Wintergästen in der Wahner Heide zu beobachten. So werden nahezu jedes Jahr, meist im Mai oder im Spätsommer, neben den regelmäßigen Durchzüglern seltene Gastvogelarten in der Wahner Heide gesichtet.

Im folgenden wollen wir einige Arten vorstellen...

Schlangenadler im Geisterbusch, Juli 2003
Schlangenadler im Geisterbusch, Juli 2003
© G.Schreier
Im August 2002 hielt sich ein SCHLANGENADLER ca. 2 Wochen in einem bestimmten Bereich der Wahner Heide auf. Es handelte sich offensichtlich um einen durchziehenden Jungvogel. Auch 2003 wurde ein Schlangenadler, evtl. das selbe Tier, wochenlang in der Heide beobachtet. Der Schlangenadler ist kein regelmäßiger Brutvogel mehr in Deutschland. Sein Verbreitungsgebiet weist inzwischen eine klaffende Lücke in Mitteleuropa auf. Die nächsten Brutvorkommen befinden sich in Frankreich.

Im Winter kann man in den Größeren Offenlandbereichen mit etwas Glück die ehemals hier brütenden Vögel RAUBWÜRGER (bis 1984) und KORNWEIHE (bis 1954 bzw. 1988) beobachten. Die ROHRAMMER gehört zu den wenigen Singvogelarten, die sich in kleinen Trupps auch während der Frostperiode in der offenen Heide aufhalten. Sie sind begehrte Beute des Raubwürgers.

Ziegenmelker
Ziegenmelker
© Markus Bathen
Das SCHWARZKEHLCHEN (Saxicola torquata) ist als Bewohner offener Landschaften eine der Charakterarten der Wahner-Heide. Es baut sein Nest in gehölzarmen Sand- und Feuchtheiden am Boden oder niedrig in Gebüschen und nutzt Sträucher als Singwarte. Vor allem das Männchen fällt durch sein kontrastreiches Gefieder und seine scheinbar permanente Gesangs- und Rufaktivität von exponierter Warte aus auf.
In der gesamten Bundesrepublik gehört das Schwarzkehlchen zu den stark gefährdeten Vogelarten. In der Wahner Heide befindet sich jedoch noch eines der beiden größten und stabilsten Vorkommen NRWs. Hier ist es insbesondere durch die Wiederbewaldung von Heideflächen, Aufforstungen, durch Querfeldeingänger, streunende Hunde und durch Baumaßnahmen des Flughafens gefährdet.

Ähnliche Ansprüche an den Lebensraum hat der "Wappenvogel" des INFOzentrums, die HEIDELERCHE (Lullula arborea). Man erkennt sie durch den im Flugbild deutlich kürzerer Schwanz als die weiter verbreitete Feldlerche und die schwarz-weiße Zeichnung am Vorderflügel. Die Heidelerche bevorzugt offene Flächen, die von Bäumen umstanden sind - für die Wahner Heide charakteristisch.
Seit den 60er Jahren erlitt die Heidelerche in ganz Europa drastische Bestandseinbußen, beginnt sich aber dank Schutzmaßnahmen auf niedrigen Niveau zu stabilisieren. In der Wahner Heide befindet sich das fünftgrößte Vorkommen Nordrhein-Westfalens.

Schwarzkehlchen
Schwarzkehlchen
© Werner Funken
Wegen des bedeutenden Bestands der Heidelerche und des MITTELSPECHTS (Dendrocopus medius), einem Bewohner der alten Eichenwälder, wurde die Wahner Heide 1990 zum "Important Bird Area" erklärt, was in der Meldung als Vogelschutzgebiet mündete.

Der Mittelspecht gehört zu den 7 Spechtartigen, die im westlichen Mitteleuropa vorkommen, und die auch alle in der Wahner Heide vertreten sind:
Kleinspecht, Buntspecht, Grünspecht, Grauspecht, Schwarzspecht, Mittelspecht und WENDEHALS. Letzterer ist in NRW vom Aussterben bedroht, hat seit Jahren aber wieder eine stabile kleine Population in der Wahner Heide - das einzige regelmäßige Vorkommen in NRW neben dem der Senne. Er ist kein "echter" Specht. Neben abweichenden anatomischen Merkmalen baut er selbst auch keine Höhlen, sondern schmeißt, wenn er Mitte April aus seinem afrikanischen Winterquartier zurückkehrt, Stare und Sperlinge aus alten Spechthöhlen.

Feldlerchen
Feldlerchen
© Helmut Lammertz
In der Wahner Heide existieren 2 voneinander räumlich getrennte Populationen des TRAUERSCHNÄPPERS. Sie beschränken sich auf ausgedehnte Eichen- und Buchenaltholzbestände mit entspechend großem Höhlenangebot. In der Wahner Heide brütet überwiegend eine östliche Variante, bei der die Männchen oberseits ähnlich bräunlich gefärbt sind wie die Weibchen.

Die SPERBERGRASMÜCKE - die im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts im westlichen Deutschland ausstarb und heute osteuropäisch verbreitet ist - brütete 1997 das erste Mal überhaupt für NRW nach 1900 in der Wahner Heide. Leider konnte sie sich nicht etablieren.

Der ORPHEUSSPÖTTER konnte 2001 durch Erich Hauth, Leiter der Ornithologischen Kartierergemeinschaft Wahner Heide, erstmals als Brutvogel in der Wahner Heide nachgewiesen werden. Diese ursprünglich westeuropäisch verbreitete Art zeigt in den vergangenen Jahrzehnten deutliche Ausbreitungstendenzen gen Osten und gehört inzwischen mit wenigen Brutpaaren zu den regelmäßigen Brutvögeln der Wahner Heide.

Der BAUMFALKE (Falco subbuteo) ist ein relativ kleiner Greifvogel, der in der Wahner Heide noch mit 2-4 Brutpaaren vertreten ist. Im Gegensatz zum Turmfalken, der auch in unseren Städten und Dörfern brütet, ist der Baumfalke wesentlich seltener. Er ist nur im Sommer bei uns heimisch; den Winter verbringt er in warmen, südlichen Gefilden. Baumfalken fangen ihre Beute in der Luft. Sie jagen tagsüber Kleinvögel und große Insekten. Mit etwas Glück kann man Baumfalken in ihrem Lebensraum an warmen Sommerabenden beobachten, wie sie Libellen oder auch Käfern nachstellen. Wie alle Falken ist auch der Baumfalke nicht in der Lage, sein Nest selbst zu bauen. Er ist daher auf alte Horste, bevorzugt von Krähen, angewiesen.

H. Sticht

Das Informationszentrum Wahner Heide veranstaltet alljährlich ornithologische Exkursionen, die Sie unter VERANSTALTUNGEN finden.

Eine Auflistung aller überregional bedeutenden Brutvogelbestände der Wahner Heide kann im folgenden herunter geladen werden.