Unsinniger Eingriff in den Biotopverbund

Scharf kritisieren der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bergische Naturschutzverein (RBN) als kommunaler Vertreter der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und das Bündnis Heideterrasse den Befreiungsbescheid vom 26.10.2011 des Rhein-Sieg-Kreises an die Stadt Lohmar für die Anlage eines Radweges zwischen Lohmar und Siegburg.

"Ein glasklarer Fall von Steuerverschwendung und somit für den Landesrechnungshof!", befindet Holger Sticht, stellv. Landesvorsitzender des BUND NRW und Sprecher des Bündnis Heideterrasse. Dass ein völlig entbehrlicher Radwegeabschnitt auch noch Teil des Landesprogramms Alleenradweg sein solle, sei nicht nachvollziehbar.

"Seit langem existiert eine bequeme und deutlich attraktivere Wegebeziehung zwischen Lohmar und Siegburg. Im Naturschutzgebiet Wahner Heide verlaufen beidseitig zur Bahntrasse sogar zwei Radwege", bekräftigt Sticht die Position der Verbände.

Der Landschaftsbeirat hatte diese bestehende Radwegebeziehung als Alternativtrasse vorgeschlagen, die Kreisverwaltung hat die Voten des Beirats aber zweimal ignoriert und nun mit der Genehmigung einfach umgangen.

Unverantwortlich sei der mit dem Radwegebau verbundene Eingriff, weil der Bahntunnel unter der A 3, durch welchen der neue Radweg verlaufen soll, zukünftig von wesentlicher Bedeutung für den Biotopverbund zwischen Wahner Heide und Lohmarer Wald und damit für die Vernetzung zwischen den Naturräumen Bergische Heideterrasse, Siegaue und Siebengebirge sein wird. Eine Nutzung als Radweg behindert eine Nutzung als Grüntunnel entscheidend.

"Die bisher isolierten Bestände des Rothirsches haben auf Dauer nur eine Chance, wenn sie wieder zueinander finden können", sagt Ralph Schöpwinkel vom RBN. Für die seltene Wildkatze und andere große Tierarten gelte Ähnliches.

Dass die Stadt Lohmar den Radweg Schließen will, falls ein Biotopverbund mit der Überbrückung der parallel verlaufenden HauptStraße akut werden sollte, ist aus Sicht der Naturschutzverbände erfahrungsgemäß nicht ernst zu nehmen. "Den Rückbau bereits vor dem Neubau anzukündigen, unterstreicht nur die Unsinnigkeit des Vorhabens", so Achim Baumgartner, Sprecher des BUND Rhein-Sieg. Vielmehr werde der Radweg fortan als Argument gegen eine Grünbrücke ins Feld geführt werden.

Auch die geplanten Ausgleichsmaßnahmen sind nach Ansicht der Verbände unbrauchbar, weil durch keine der Maßnahmen eine Biotopvernetzung ersetzt werde.

"Aufgrund der vorhandenen Bebauung ist eine Biotopvernetzung zwischen Wahner Heide und Lohmarer Wald nur noch in dem Bereich des geplanten Radwegs möglich, gleichzeitig aber auch nirgendwo so kostengünstig zu haben", sagt Baumgartner. Ein Neubau eines Grüntunnels oder einer Grünbrücke im Bereich der Autobahn ginge in die Millionen, während die Tunnel im Bereich des geplanten Radwegs ja schon vorhanden und daher kostenfrei seien.