Unterer Scheuerteich im Naturschutzgebiet Wahner Heide
© Bündnis Heideterrasse
Obwohl der Untere Scheuerteich in Köln-Wahnheide zum international bedeutenden Naturschutzgebiet Wahner Heide zählt, wird er vor Ort immer noch nur als Erholungsgebiet wahrgenommen und behandelt. Entsprechend ungenügend ist der Erhaltungszustand des Gebiets.
Die Gründe hierfür liegen keinesfalls in der mangelnden Wasserzufuhr für den Teich, wie immer wieder medial kolportiert wird. Im Gegenteil: die wechselnden Wasserstände von Stillgewässern sind nicht nur natürlich, sondern entscheidend für die biologische Vielfalt. Bereits im vergangenen Jahr hatten wir darüber berichtet.
Leider fehlt es bisher in diesem Teil des Naturschutzgebiets Wahner Heide an einem Naturschutzmanagement und begleitenden Umweltbildungseinrichtungen. So wäre bspw. der Rundweg um den Unteren Scheuerteich für einen Info-Lehrpfad, der über die Bedeutung dieses Gewässers für die Biodiversität und die Sinnhaftigkeit von Naturschutzmaßnahmen und Geboten informiert, gut geeignet.
Zeitweilig trockenfallende Schlammfläche an Stillgewässern: bundesweit gefährdeter Biotoptyp am Unteren Scheuerteich
© Walter K. Schulz
Die Ursachen für die in den letzten Sommerhalbjahren reduzierte Wasserzufuhr sind rein menschlichen Ursprungs: der Scheuerbach im Zentrum des Naturschutzgebiets war in den 1930er und 40er Jahren zu einem mehrere Meter tiefen Kanal ausgebaut worden, sämtliche Moore der Scheuerbachsenke werden in einer Größenordnung von 500 ha mittels eines Entwässerungsgrabennetzes in diesen Kanal entwässert. So kann kein Wasser mehr in der Landschaft vorgehalten werden und fehlt dann in niederschlagsarmen Phasen auch bachabwärts am Unteren Scheuerteich. In Zeiten der durch den Menschen induzierten Klimaveränderung, in der sich die Niederschlagsverteilung verändert hat und in welcher längere Phasen der Niederschlagsarmut entstanden sind, ist dies sichtbarer geworden. Der 1926 fertig gestellte Rheinkanal 1 entwässert zudem sämtliches Wasser aus der Scheuerbachsenke in die Kanalisation, noch bevor es im Unteren Scheuerteich ankommen kann.
Schlammfläche mit Sumpf-Ruhrkraut, Flohknöterich und Wilder Sumpfkresse
© Holger Sticht
Diese historischen Schäden hätten längst rückgängig gemacht werden können. 7 % der bundesweiten CO2-Emissionen gehen auf die Entwässerung von Mooren und anderen Feuchtgebieten zurück. Das Bundesumweltministerium hat das 4 Milliarden schwere Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) aufgelegt, um aus den entwässerten CO2-Emittenten durch Wiedervernässung wieder CO2-Senken zu machen. Doch die Umsetzung stockt, im vorliegenden Fall sogar auf bundeseigenen Flächen. Für die Scheuerbachsenke liegt seit Jahren ein Wiedervernässungskonzept in der Schublade der Bundeswehr, das aus unbekannten Gründen bislang nicht umgesetzt wird. Der BUND, der derzeit auf anderen Flächen des Naturraums im Rahmen des Projekts "
Renaturierung von Moorlebensräumen auf der Bergischen Heideterrasse" Wiedervernässung umsetzt, soll dies nach Rückmeldung durch den Bundesforst in der Wahner Heide nicht tun.