25.10.2009, 18:26 Uhr

Heidemoore

Torfmoose besitzen große Wasserspeicherzellen, mit denen sie mehr als das 20-fache ihres Eigengewichtes an Wasser speichern können...

Heidemoor mit Moorlilie und Erica
Heidemoor mit Moorlilie und Erica
© Werner Funken
Moore entstehen in staunassen Mulden und Senken, oft in Folge der Verlandung von Weihern und Seen. Bei nährstoffarmen Verhältnissen kann es zur Ansiedlung von Torfmoosen Sphagnum spec. kommen. Die unteren Teile dieser wurzellosen Pflanze sterben ab und vertorfen, d.h. sie werden unter Sauerstoffabschluss im Wasser nicht vollständig zersetzt. Der obere Teil des Sphagnums aber - und mit ihm der Torfkörper - wächst in äußerst geringem Tempo weiter empor.

Torfmoose besitzen große Wasserspeicherzellen, mit denen sie mehr als das 20-fache ihres Eigengewichtes an Wasser speichern können. außerdem bauen sie quasi an ihrem eigenen Lebensraum, indem sie aktiv zur Versauerung beitragen und dadurch konkurrenzstärker werden gegenüber großwüchsigen Wasserpflanzen. In der Wahner Heide existiert noch die beachtliche Anzahl von 20 teilweise hochgradig gefährdeten Torfmoosarten.

Das Pflanzenkleid der Heidemoore ähnelt dem der Hochmoore (z. B. im Hohen Venn ursprünglich verbreitet), obwohl die Heidemoore der Wahner Heide keine Hochmoore sind. Bei uns ist es insbesondere im Sommerhalbjahr zu trocken, als dass ein solches, ausschließlich durch Regenwasser gespeistes Hochmoor heranwachsen könnte. Aber das Ausgangsgestein, vor allem der tertiäre Ton, der für die Staunässe verantwortlich ist, ist in der Wahner Heide so nährstoffarm, dass die Vegetation, und dementsprechend die Tierwelt, hochmoorähnlich werden konnte.

Mittlerer Sonnentau
Mittlerer Sonnentau
© Werner Funken
Unter anderem wegen seines starken Aufsaugevermögens und seiner Sterilisationsfähigkeit wurde Torfmoostorf früher gerne im Hausgebrauch und als Stallstreu verwandt. In Altenrath soll Torf im 19. Jahrhundert laut Rademacher der wichtigste Brennstoff gewesen sein. Vielfach finden sich noch Kleingewässer, die das Torf stechen früherer Zeiten dokumentieren. Die Zerstörungen erreichten jedoch nie das Ausmaß, das später militärische Entwässerungen und Flughafenbau in der Wahner Heide sowie anderswo industrieller Raubbau nach sich zogen. Die Gattung der Wollgräser beweist dies eindrucksvoll: Von ehemals vier in der Wahner Heide vorkommenden Arten hat nur eine das 20. Jahrhundert überlebt! Das Schmalblättrige Wollgras Eriophorum angustifolium fällt im Frühsommer auch im Herfeldmoor schon von weitem durch seine wie weiße Wattebausche im Wind "hängenden" Fruchtstände auf.

Torfmoos-Knabenkraut
Torfmoos-Knabenkraut
© Heinz Baum
Nur spezialisierte Arten können den niedrigen PH-Wert, die Nährstoffarmut und die zumindest in den Schlenken - den kleinen Rinnen zwischen den Pfeifengrasbulten - stagnierende Nässe vertragen. Hierzu gehören zum Beispiel die Glockenheide Erica tetralix, die Blume des Jahres 2011, die Moorlilie Narthecium ossifragum, der Rundblättrige Sonnentau Drosera rotundiflora, das weiße Schnabelried Rhynchospora alba oder der Sumpfbärlapp Lycopodiella inundata.

Viele Arten der Moorgesellschaften sind selbst in der Wahner Heide aufgrund der durch Militär, Flughafen und Forstwirtschaft verursachten Beeinträchtigungen selten geworden, z.B. Rosmarinheide Andromeda polifolia und Torfmoos-Knabenkraut Dactylorhiza sphagnicola. Letztere wurde in der Wahner Heide 1926 durch Höppner sozusagen "entdeckt". Etwa 70 Prozent des Weltbestandes sollen von dieser endemischen, d.h. von Natur aus sehr gering verbreiteten Orchideenart noch in der Wahner Heide vorkommen.

Auch bei den Libellen gab es Einbußen, wenngleich sich die Bestände einiger Arten in Folge der Aufgabe der militärischen Entässerungen zu erholen scheinen. Klassische Hochmoorarten wie die Kleine Moosjungfer Leucorrhinia dubia oder die Arktische Smaragdjungfer Somatochlora arctica sind aber immer noch selten.

Gefleckte Smaragdlibelle
Gefleckte Smaragdlibelle
© waldschrat-online.de
Schlimmer ist es bei den Vögeln. Birkhuhn Tetrao tetrix und wahrscheinlich großer Brachvogel Numenius arquata sind schon in den 1950ern durch Flughafenbaumaßnahmen als Brutvögel verdrängt worden, die Bekassine Gallinago gallinago etwa 40 Jahre später. Der Kiebitz Vanellus vanellus wird auf dem Flughafengelände wegen seiner Wehrhaftigkeit bekämpft, außerhalb des Zauns leidet er unter querfeldein laufenden Hunden und Menschen und brütet daher nur noch spärlich, in manchen Jahren.