Macht aber nichts, dass man sie nicht sieht, soo spektakulär sehen sie auch wieder nicht aus, das Konzert, welches sie veranstalten, ist dafür um so beeindruckender. Vor einigen Jahrzehnten noch war dies eine gewohnte Geräusch-Kulisse, da wusste man: jetzt beginnt der Sommer. Doch der zunehmende Pestizid-Einsatz, die rigorose Ausrottung aller anderen Pflanzen auf dem Feld als Unkraut, Stichwort Monokultur, hat auch die Feldgrille aus unserer Landschaft und damit allmählich auch aus unserem Bewusstsein verschwinden lassen. Ein ähnliches Schicksal wie das des Feldhamsters: jeder kennt den Hamster, das ist der der hamstert, Körner und Klopapier, aber auch er ist inzwischen so gut wie ausgestorben, auch im Rheinland. Früher ist man auf Feldwegen fast über ihn gestolpert, heute muss man in eine Zoohandlung gehen, wobei die dortigen Tiere gezüchtete Zwerghamster und nicht unsere heimischen Feldhamster sind.
Man hört sie im Geisterbusch oder Hühnerbruch derzeit auch deshalb so gut, weil eine andere Geräuschkulisse fehlt: Die Motorengeräusche der startenden und landenden Flugzeuge am Flughafen Köln / Bonn. Wegen Corona und der Einschränkungen im Flugverkehr. Bedeutet für die Feldgrillen, aber auch für sämtliche anderen balzenden Natur-Geschöpfen, wie Heidelerche, Schwarzkehlchen, Kuckuck,…: sie brauchen nur noch gegen die arteigene Konkurrenz anzusingen, anstatt auch noch gegen die Lufthansa. Seit Jahrzehnten die Gelegenheit, in die Natur hinein zu horchen, zur schönsten und auch akustisch interessantesten Jahreszeit, wer weiß, wie lange diese Gelegenheit noch besteht…
Jedenfalls, das Schöne kann man ja mitnehmen, mal schauen, welches Natur-Konzert wir uns als nächstes anschauen, bzw. anhören werden…
© Justus Siebert