24.02.2009, 18:27 Uhr

Die Rückkehr der fliegenden Kobolde

Neues Projekt für den Steinkauz in der Wahner Heide

Mit großen gelben Augen beobachtet der dämmerungsaktive Steinkauz von einem Aussichtsplatz aufmerksam seine Umgebung. Wie ein kleiner Kobold sieht der kleine Eulenvogel aus, der im Volksmund wegen seiner "knicksenden" Auf- und Ab-bewegungen bei Aufregung auch "Wichtel" genannt wird.

Mitglieder des Bündnis Wahner Heide und der Bergischen Vogelwarte klettern in diesen Tagen in Rösrath auf Obstwiesen der Wahner Heide in ausgesuchte Bäume und bringen dort Niströhren für den Steinkauz an.

Bis mindestens Ende der 80er Jahre war der Steinkauz auch im Rheinisch-Bergischen Kreis verbreitet. Und am Ostrand der Wahner Heide wird er sogar heute noch immer wieder gehört. Hier findet er noch nahezu ideale Lebensraumbedingungen. Doch haben es die kleinen "Kobolde" angesichts mangelnder Altbäume heute schwer, geeignete Nistplätze zu finden.

Steinkäuze brauchen abwechslungsreiche, kleinbäuerliche Landschaften, in der sich Äcker mit Wiesen, Feldgehölzen, Hecken und Streuobstwiesen finden. Ihre Jungen ziehen sie in Bruthöhlen in alten Obstbäumen und Kopfweiden groß, und die wurden in den letzten Jahrzehnten oft sukzessive abgeholzt.

Der Steinkauz hat zwar in NRW sein größtes Vorkommen in der Deutschland, gilt aber selbst hier u.a. aufgrund des Mangels an geeigneten Bruthöhlen als "gefährdete Vogelart", der mit künstlichen Niströhren sehr gut geholfen werden kann.
Daher haben Aktive vom Bündnis Wahner Heide ein Dutzend "Ersatzbehausungen" für den Steinkauz angefertigt: Die Nisthilfen bestehen jeweils aus einer 80 cm langen Röhre aus Holz mit 25 cm Durchmesser. Davon werden immer zwei Stück nahe nebeneinander auf einem Baum angebracht. Eine Höhle dient der Kinderaufzucht, die andere als "Schlafzimmer", in das die Steinkauzeltern ziehen, wenn die Jungen zu groß werden. Sozusagen eine gemütliche Zweiraumwohnung.

Wenn es Nachwuchs gibt, ist der knapp 23 cm kleine kleine Eulenvogel schon vor Sonnenuntergang unterwegs - vor allem im Frühling, wenn seine nimmersatten 3 - 6 Jungen unentwegt um Futter betteln. Seine Nahrung besteht vor allem aus Insekten und Regenwürmern. Diese "jagt" er meist zu Fuss auf kurzrasigen Viehweiden und Streuobstwiesen. Mäuse und seltener Kleinvögel ergänzen seinen Speiseplan.
Tagsüber zeigt er sich Spaziergängern, wenn er auf einem alten Dachgiebel oder einer anderen erhöhten Aussichtswarte sitzt.

Ehemals verletzte und in der Bergischen Vogelwarte gesundgepflegte Steinkäuze werden nun immer wieder im Rösrather Ostrand der Wahner Heide ausgewildert werden. Vogelwartenleiter Dirk Sindhu, der auch die wissenschaftliche Begleitung sicherstellt und eine Erfolgskontrolle der Wiederaussetzungen durchführt, hofft, dass die aufgepäppelten Steinkäuze - auch mit Hilfe des Angebots an Kunsthöhlen - dazu beitragen können, den Rösrather Bestand zu sichern und zu vergrößern.

Bündnis Wahner Heide und Bergische Vogelwarte sind zwei von mehreren Akteuren des zukünftigen "Heidezentrum Turmhof". Das ehemalige landschwirtschaftliche Gebäude in der Rösrather Wahner Heide soll im Zuge des Regionale-2010-Projekts "Königsforst/Wahner Heide" in den kommenden Jahren zu einem Portal für den Schutzgebietskomplex entwickelt werden. Der Steinkauz ist Auslöser für dieses erste Turmhofprojekt und hat das Zeug dazu, Symbolfigur für den Schutz der Rösrather Heide zu werden.
Steinkauz
Steinkauz
© E. Vinckx