FFH-Biotoptyp: Binnendüne mit Frühlingspark Silbergrasflur
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Eine charakteristische Pflanzengesellschaft der Dünen des Binnenlandes ist die in NRW stark gefährdete Frühlingsspörgel-Silbergrasflur. Eine Leitart ist das Silbergras (Corynephorus canescens), ein grün-bläulich schimmerndes kleinhorstiges Gras. Durch seine tiefen Wurzeln erreicht es auch bei starker Trockenheit tiefliegende Wasserreserven und festigt damit außerdem die Düne. Weiterhin finden wir die Sandsegge (Carex arenaria), die weitverzweigte unterirdische Ausläufer bildet. Sie besitzt in der Wahner Heide nur einen großen Wuchsort. Weitere typische Arten sind Frühlings-Spörgel (Spergula morisonii), Kleiner Ampfer (Rumex acetosella) und Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis).
Der Frühlingsspörgel ist eine der Spezialisten für das Leben auf Sanddünen.
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Auf beständig extensiv genutzten Flugsandböden kann sich eine wärmeliebende Gesellschaft mit Salomonssiegel und der Astlosen Graslilie (Antherigo liliago) etablieren. Die letzt genannte Art erreicht in der Wahner Heide ihre natürliche nordwestliche Arealgrenze und ist allein deswegen schon selten in diesem Land.
Wenn Wind und Wetter, die immer wieder den Sand bewegen, Angriffsflächen fehlen, wachsen die Dünen im Verlaufe der Vegetationsentwicklung immer weiter zu. Um der Vielzahl hochgradig gefährdeter Arten, die abhängig sind von offenen Flugsandböden sowie Teil sind ihrer nachfolgenden "Besiedlungphasen" (die beliebte Sandheide mit Heidekraut und Ginster ist so eine), das Überleben zu sichern, ist es notwendig, im Bereich der Dünenreste weiträumige Freiflächen wiederherzustellen. Dies ist zum Teil Ende der Neunziger bereits geschehen, und muß zukünftig fortgeführt werden. Die traditionelle Heidewirtschaft, welche die Flugsandböden ab dem Mittelalter offen hielt oder vielleicht sogar erst wieder freigelegt hatte, wird so also in ähnlicher Form nachempfunden. Es ist eine Bringschuld, die der Mensch angesichts seines Raubbaus und Verbaus mitteleuropäischer Landschaften und ihrer Flußsysteme zu leisten hat.
Der Südheidekorridor umfasst weite Dünenflächen
© F.Täufer
Es gibt zahlreiche Insekten, die den Sand als Brutstätte und Versteck für ihre Larven nutzen. Im Frühsommer werden zahlreiche kleine Löcher im Sand auffallen; es sind Nester von Grabwespenarten wie zum Beispiel dem Bienenwolf. Dieser jagt Honigbienen, um sie als Nahrung für seine heranwachsenden Larven in den selbst gegrabenen Sandtunnel einzutragen.
Unter wettergeschützten Abbruchkanten der Dünen findet man oft kleine, trichterförmige Vertiefungen. Am Grund des Trichters hat sich der Ameisenlöwe, die Larve der Ameisenjungfer, eingegraben. Er ernährt sich von Ameisen, die sich in den Trichter verlaufen.
Feld-Sandlaufkäfer (Cicindela campestris)
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Bedroht sind die Sandlaufkäfer; von ehemals vier hier vorkommenden Arten finden wir heute noch den Kupferbraunen und den Feld-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida; C. campestris). Die Sandlaufkäfer sehen wir auf den offenen Sandflächen auffliegen, wenn wir uns nähern. Gelingt es, ihnen vorsichtig nahe zu kommen, können wir ihre schöne Zeichnung mit schillernden Farben erkennen. Auch die Larven der Sandlaufkäfer leben im Sand und ernähren sich ebenfalls von Ameisen.
Die zahlreichen Insektenarten dienten bis in die achziger Jahre hinein zwei hochgradig gefährdeten Steppen- und Ödlandbewohnern als Nahrungsgrundlage: Brachpieper (Anthus campestris) und Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe). Beide Arten sind inzwischen in NRW akut vom Aussterben bedroht. In der Wahner Heide wurde ihnen u.a. die zunehmende Verbuschung großflächiger Dünen- und Heideflächen zum Verhängnis.