24.12.2008, 18:06 Uhr

Bergbau in der Heide

Heute kaum zu vermuten, aber die Spuren sind noch sichtbar.

Auch heute noch zeugen zahlreiche Relikte in der Landschaft vom Abbau von Bodenschätzen. Am bekanntesten sind die Kiesgruben, die sogenannten Pionierübungsbecken, die Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden sind, oder auch die Tongruben des 19. und 20. Jahrhunderts. Weniger bekannt ist die größte Erzgrube der Wahner Heide, die Grube Versöhnung.

GRUBE VERSÖHNUNG
In zwei kurzen Betriebsperioden, einmal von 1853 bis 1858, und das zweite Mal von 1867 bis 1869, sind hier Bleierz, Zinkblende, Kupfererz und Nickelerz unter Tage abgebaut worden.

Zu jener Zeit stiegen die Bergleute in Lederkleidung an Leitern in die tiefen Schächte. Die Förderung des Gesteins erfolgte mit Eimern, die über eine - durch Menschen- oder Pferdekraft betätigte - Haspel (Förderwelle) hochgezogen wurden.

Im Jahre 1868 waren auf der Grube Versöhnung 66 Arbeiter beschäftigt. Der Grubenbetrieb machte sich auch an dem damaligen Bevölkerungswachstum Altenraths bemerkbar.

U.a. wegen häufiger Wassereinbrüche und der Konkurrenz zur Größeren Grube am Lüderich (bei Rösrath-Hoffnungsthal) rentierte sich der Bergbau hier nicht mehr und wurde 1869 eingestellt. Die Grubengebäude wurden allerdings noch durch Nachfolger weiter genutzt und erst 1915, als das preußische Militär die Fläche aufkaufte, abgerissen.
Heute sind nur noch die Halden des zu Tage geförderten Gesteins und die zugeschütteten Schächte erkennbar.

QUARZITSTEINSEE

Der Quarzitsteinsee am Fliegenberg
Der Quarzitsteinsee am Fliegenberg
© M.Bathen
Von 1882 bis ca. 1965 wurde am Hang des Fliegenbergs ein Quarzitsteinbruch betrieben. Der hier abgebaute, im Erdzeitalter des Oligozän und Miozän (38 bis 7 Mio. Jahre zurückliegend) entstandene Quarzit wurde für den Straßen- und Mauerbau verwendet.

Nach wie vor sind die Schienen erkennbar, die hier nach dem Zweiten Weltkrieg als Pfosten bei der Absperrung eine neue Verwendung fanden. Sie waren ursprünglich durch das preußische Militär in der zentralen Wahner Heide für den Feldbahnbetrieb verlegt worden.

1909 wurde hier die so genannte Göttervase gefunden. Sie diente als Urne in einem germanischen Brandgrab der Zeit um 200 n. Chr. Diese Brandurne ist allerdings römischen Ursprungs und belegt die Einflüsse, die damals das römische, linksrheinische Germania inferior (Niedergermanien) auf das Germania libera (Freies Germanien) der rechten Rheinseite hatte. Die Göttervase ist im Römisch-Germanischen Museum in Köln zu bewundern.

Auf der Sohle der Grube bildete sich der See aus. In eines der Steilufer baute die Uferschwalbe (Riparia riparia) bis Ende der Siebziger ihre Brutröhren. Unter anderem aufgrund der zunehmenden Bewaldung räumte diese gefährdete Vogelart hier ihr Brutareal.